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Für den ersten Beitrag unter dem Stichwort „Ludologie“, was läge da näher als das möglicherweise älteste Spiel der Welt? Oder sagen wir eines der bislang ältesten, bekannten Spiele des Holozäns: das Königsspiel von Ur. (Weitere Oldschool-Spiele, wie Senet, Backgammon, Mühle, Dame oder Mancala werden wir sicherlich auch noch kennenlernen, aber das ist ein anderer Beitrag.) Laut Youtube ist Ur also wenigstens in den Top10 der ältesten Spiele der Menschheit und damit qualifiziert heute noch gespielt zu werden.

1. Was ist das Königsspiel von Ur?
2. So wird gespielt – moderne Rekonstruktion der Regeln
3. Das Spielbrett
4. Spieleranzahl
5. Spielziel
6. Zugregeln
7. Wer gewinnt?
8. Galerie
9. Faszinierend
10. Lust zu spielen?

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Was ist das Königsspiel von Ur?

Das Königsspiel von Ur ist eines der ältesten bekannten Brettspiele der Welt – wohl über 5.000 Jahre alt! Es stammt aus dem antiken Mesopotamien (dem heutigen Irak) und wurde im frühen 3.Jahrtausend in der Stadt Ur gefunden, die Teil der sumerischen Zivilisation war. Das Spielbrett wurde 1922 in königlichen Gräbern auf dem Königsfriedhof von Ur entdeckt, was ihm seinen heutigen Namen einbrachte. Wahrscheinlich hatte das Spiel zu seiner Blütezeit eine nahezu spirituelle Bedeutung, Misserfolge im Spiel galten als Misserfolge im Leben, Spielzüge wurden als Nachrichten von Göttern und Verstorbenen gedeutet.

Aufregend: In den 90ger Jahren wurde durch einen Kurator des British Museums auf einer babylonischen Tontafel aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. die Spielanleitung gefunden – und sie half Historikern, die Regeln zu rekonstruieren! Der auf Keilschriften spezialisierte Assyriologe Irving Finkel leitete sogar Verbesserungen und Modifikationen für das Spiel her. Ein Video des British Museum zeigt ihn im Königsspiel.

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So wird gespielt – moderne Rekonstruktion der Regeln

Das Spielbrett

Das Brett besteht aus 20 Feldern in 3 Reihen:

• zwei kurze Reihen (je 3 Felder), eine lange Mittelreihe (8 Felder).
• Die mittlere Reihe ist der „gemeinsame Pfad“ oder „Kriegspfad“.
• Es gibt 5 spezielle Felder mit Rosetten – sie sind „Bonusfelder“.

Spieleranzahl

• 2 Spielende
• Jede(r) Spielende hat 7 Steine (weiß/schwarz)

Spielziel

Bringe deine 7 Steine einmal über den Pfad und vom Brett – bevor dein Gegner das schafft!
Der Pfad beginnt in der Mitte bei der 4er Reihe auf deiner Seite und geht über den langen Weg („gemeinsamer Pfad“) zur 2er Reihe mit der Rosette am Ende.

Zugregeln

1. Würfeln: Man benutzt im Original 4 Tetraeder-Würfel mit zwei markierten Seiten. Die Anzahl der Markierungen ist die Zuganzahl (0–4). Ein entsprechender Würfel oder vier Muscheln wären auch möglich.
2. Bewegen: Du darfst einen Stein um diese Anzahl Felder ziehen, wenn das Feld noch frei ist.
3. Eintreten: Ein Stein muss mit einem Wurf von 1–4 ins Spiel gebracht werden. Die ersten vier Felder sind sicher, weil sie alleine durchwandert werden. Erst auf dem gemeinsamen Pfad beginnt der Kampf gegen den Gegner.
4. Schlagen: Landest du auf einem gegnerischen Stein im gemeinsamen Pfad, wird dieser entfernt (zurück aus dem Spiel, ganz an den Anfang).
5. Rosettenfelder: Wer auf einer Rosette landet, darf noch einmal würfeln. In der Mitte des gemeinsamen Pfades gilt außerdem ein Schutz, dieses Feld ist sicher vor Schlagen.
6. Rauswürfeln: Um das Spielfeld zu verlassen, muss exakt hinter das letzte Feld gewürfelt werden, also eine 1 mehr als das letzte Feld. Ist kein Wurf möglich oder zu hoch muss gewartet werden.
7. Taktik: Es darf mit beliebig vielen der 7 Steinen gespielt werden. Was lohnt mehr? Mit einem Stein vor dem Gegner fliehen oder den Wurf so setzen, dass erst mal viele Steine sicher im Spiel sind? Darauf setzen, dass man viele Rosetten erreicht oder den Gegner direkt angreifen? Neben Würfelglück spielt Taktik keine unerhebliche Rolle.

Wer gewinnt?

Wer zuerst alle 7 Spielsteine ins Ziel bringt, gewinnt.

Galerie

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Faszinierend

• Multikulturell beliebt: Das Spiel verbreitete sich über Jahrhunderte hinweg im Nahen Osten – bis nach Indien und Zypern, erst mit dem Aufkommen von Backgammon verliert es an Bedeutung!
• Spirituelle Bedeutung: Manche babylonische Schriften deuten darauf hin, dass das Spiel mit dem Schicksal oder dem Jenseits verbunden war, es überschneidet sich dabei mit dem ähnlichen ägyptischen Spiel Senet.
• Popkultur: Dank YouTube-Videos mit Finkel und Ausstellungen im British Museum erlebt das Spiel seit ein paar Jahren ein Revival bei Brettspielfans.

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Lust zu spielen?

Heute kannst du das Königsspiel von Ur in moderner Form kaufen als App oder online spielen – teils sogar mit KI-Gegnern. Es ist einfach zu lernen, schnell zu zweit zu spielen (10–20 Minuten) und macht erstaunlich viel Spaß! Eine Anleitung als PDF gibt es z.B. hier oder auf Youtube oder mit Hilfe einschlägiger Suchmaschinen. Ich selber spiele es am Liebsten als App auf dem Iphone oder als Holzbrettspiel.

Fazit: Ein wenig Glück gepaart mit Strategie, Taktik und ein wenig „Mensch ärgere dich nicht“. Allein schon die Möglichkeit mit den kleinen Pyramiden eine 0 zu würfeln ermöglicht Ärger und Freude darüber in bislang unbekannter Höher (soweit man bislang nur klassische Würfel kennt). Der Aufwand ist gering, die Spieldauer überschaubar und der Wiederspielwert hoch. Statt dem beliebten „Mensch ärgere dich nicht“ Klassiker also mal lieber in die Ur-Geschichte eintauchen ist eine schöne Abwechslung mit noch mehr Ärgern und mehr taktischem Tiefgang.

Was Könige sich ins Grab legen ließen kann nicht grundsätzlich falsch sein, oder?

Über das Alter von Spielen gibt es immer wieder unterschiedliche Angaben. Welches Spiel ist das älteste Spiel, das ihr gerne spielt? Welche Geschichte hinter einem Spiel hat euch besonders gefallen? Gibt es in eurem Dorf vielleicht sogar eine besondere, überlieferte Spieletradition? Oder habt ihr eine andere Anleitung für das Königsspiel auf einer sumerischen Tontafel entziffern können? Ich freue mich über eure Antworten!